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Beschreibung: Hardcover, 631 Seiten, 370 Farbfotographien, über 700 Zeichnungen und rund 125 Verbreitungskarten. Sprache: Deutsch. Aufbau: Nach zwei Vorworten folgt auf den Seiten 10 bis 90 ein allgemeiner Teil mit den Kapiteln Körperbau, Entwicklung und Fortpflanzung, Paarungsverhalten, Ernährung, Feinde, Phänologie, Lebensräume, Gefährdung sowie eine ausführliche Darstellung der Untersuchungsmethoden des Autors. Von Seite 92 bis 603 nimmt ein Bestimmungsschlüssel mit ausführlichen Artporträts den Hauptanteil des Buches ein. Im Anhang folgt nach einem Glossar, der Danksagung, Literaturverzeichnis, Bildnachweise, Abkürzungsverzeichnis, einem Abriss zum Autor, zum Schluss ein Register aller behandelten Arten. Im Buch werden für die Schweiz 126 Arten angegeben. Darunter befindet sich eine Neubeschreibung (Isoperla felderorum nov. sp.). Eine Art (Nemoura cinerea) wird mit ihren Unterarten doppelt gezählt. Somit verbleiben aktuell 125 Arten für die Schweizer Steinfliegenfauna. Das Buch ist eine gute Ergänzung zum Steinfliegenbuch der Fauna Helvetica von 2012, enthält es doch mindestens 7 zusätzliche Arten, die, mit Ausnahme der jüngst beschriebenen Protonemura pennina Vinçon, Ravizza & Reding, 2021, auch aufgeschlüsselt werden. Zehn Jahre nach der Neubearbeitung der Fauna Helvetica (Lubini, Knispel & Vincon 2012) legt der von den Heuschrecken „stammende“ Autor eine umfassende Bearbeitung der Steinfliegen der Schweiz vor. Kaum jemand zuvor hat sich wohl so schnell in die Steinfliegen eingearbeitet wie Christian Roesti. Vor zehn Jahren von seiner Lebensgefährtin auf diese Gruppe aufmerksam gemacht, entschloss sich der in Deutschland heute noch eher unbekannte Autor fünf Jahren später bereits zu diesem Buchprojekt. Dass er in dieser kurzen Zeit fast alle Schweizer Arten in ihren Lebensräumen aufsuchte, beobachtete und sammelte, zudem im Labor ihr Verhalten studierte, z.T. ihre Trommelsignale aufzeichnete und analysierte und viele hunderte morphologische Zeichnungen anfertigte, lässt ahnen, mit welchem Enthusiasmus er sich in diese Aufgabe stürzte. Kein Wunder also, dass er viele der ausführlich beschriebenen Merkmale im Feld und unter der Lupe als „einfach“, „deutlich“, „leicht erkennbar“ bezeichnet, wo mancher mit Relativangaben wie „etwas dunkler als diese“, oder „leicht schlanker als jene“ doch seine Schwierigkeiten haben dürfte, vielleicht auch deren Stetigkeit bezweifelt. Eine Reihe Angaben, wie z. B. die „deutlich hellen Schultern“ der Nemoura-Arten, sind mir bislang nicht aufgefallen, weder an sich noch im Vergleich zu anderen Gattungen. Die Texte des Bestimmungsschlüssels und auch der Artporträts sind für meinen Geschmack dadurch oft überfrachtet, die Handhabung gerade für den Einsteiger eher erschwert. Für die Bestimmung sind letztendlich aber die zeichnerischen Darstellungen ausschlaggebend. Hier stehen sinnvollerweise die klassischen Bestimmungsmerkmale, wie den Kopulationsorganen, im Mittelpunkt. Eingestreut finden sich auch synoptische Tafeln, auf denen Merkmalsstrukturen, wie z.B. Epiprocte oder Paraprocte, übersichtlich gegenübergestellt sind. Verwiesen wird auf diese im Schlüssel seltsamerweise aber nicht. Was die Bestimmbarkeit vieler Gruppen angeht (z. B. der Nemoura-Weibchen) hat er entweder allen Fachkollegen viel voraus, oder er überschätzt die Stetigkeit vieler der genannten äußeren Merkmale (Größe, Färbung, etc.). Das Buch lebt vor allem von den ausführlichen Artporträts, die ein umfangreiches Bild der Arten und ihrer Lebensweise ergeben. Hier werden dann nochmals viele Detailzeichnungen angeboten. Die bestimmungsrelevanten Merkmale sind für den Anfänger wegen der naturgetreu und aus unterschiedlichen Ansichten gezeichneten Abbildungen nicht immer leicht zu erkennen. Die farblich abgesetzten Zeichnungsbeschriftungen sind für deren richtige Deutung aber hilfreich. Schwierig wird es dann, wenn die Abbildungen stark von den mehr schematisch gezeichneten im Schlüssel von 2012 abweichen, oder einzelne Strukturen mehrfach in sehr unterschiedliche Weise dargestellt sind. Die Zuschreibung der Lebensräume greift manchmal zu kurz. Hier bedarf es weiterer Abklärungen zu deren Präzisierung. Der deutsche Leser sollte sich auch in Erinnerung rufen, dass sich Roestis Angaben immer auf die Schweiz beziehen. Dass z.B. Protonemura meyeri oft gemeinsam mit Protonemura nimborum vorkommt, trifft außerhalb der Alpen eher nicht zu. Auf über zehn Seiten beschäftigt sich der Autor auch mit den Trommelsignalen, deren Artspezifität und Bedeutung in der Paarfindung, sowie deren Aufzeichnung und Analyse. Dass er dabei darauf besteht, diese akustisch zwar darstellbaren, so aber nicht funktionierenden Trommelsignale nach rund 50 Jahren der Erforschung in „Gesänge“ umzutaufen, erscheint mir aber doch unpassend. Wie bei anderen Insektengruppen liegen auch bei den Steinfliegen einige offene Fragen und Problemfälle vor, die den Verfassern umfangreicherer Buchwerke meist vor eine schwierige Aufgabe stellen (sofern sie sie nicht einfach übergehen). Soweit sie die Schweizer Fauna betreffen, hat Roesti sie zumindest alle besprochen (z.B. Status von Perla bipunctata), oder durch seine Studien einen Beitrag zu deren Lösung beigesteuert. So hat er zum, aufgrund stark abweichender Merkmalsdarstellungen, oft angezweifelten Status von Leuctra handlirschi mit eigenen Aufsammlungen und originären Merkmalszeichnungen zu deren eindeutigeren Beschreibung beigetragen. Dass er aus dem taxonomisch bisher ungelösten Isoperla-grammatica-Komplex ohne weitere morphologischen und genetischen Merkmale mit Isoperla felderorum eine neue Art allein anhand des männlichen Kommunikationssignals beschreibt, ist möglicherweise legitim, bei anderen Gruppen, wie den Heuschrecken wohl auch üblich, den meisten Plecopterologen aber eher etwas zu kurz gegriffen. So ist wegen morphologischer Unterschiede keine der mir bekannten lang trommelnden I. grammatica-Komplex-Formen aus Deutschland der I. felderorum nov. sp. zuzuordnen, auch wenn der Autor diese Vermutung anstellt. Das Buch, das sich fast ausschliesslich auf die Imagines (Vollkerfen) fokussiert, ist gleichermaßen an den Spezialisten wie auch an den interessierten Laien gerichtet. Während es dem Spezialisten viel Diskussionsstoff bietet, in seiner Literatursammlung daher nicht fehlen sollte, findet der interessierte Laie vor allem über die sehr ansprechende und spannende Darstellung mit vielen ausgezeichneten Fotographien, vielen guten Zeichnungen und nicht zuletzt einer einfach gehaltenen aber begeisternden Sprache (trotz des wissenschaftlichen Anspruchs) einen Zugang zur Welt der Steinfliegen. ISBN: 978-3-258-08253-0 Bezug über den Haupt-Verlag (Bern) möglich: www.haupt.ch
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Lubini V., Knispel S. & G. Vinçon (2012): Die Steinfliegen der Schweiz: Bestimmung und Verbreitung / Les plécoptères de Suisse: identification et distribution. - Centre de Suisse de cartographie de faune & Schweizerische entomologische Gesellschaft, Fauna Helvetica 27: 270 pp., Neuchâtel
Aufbau: Der 43 Seiten umfassende allgemeine Teil wird von 10 Abbildungstafeln mit Farbfotos von Steinfliegenarten und typischer Habitate abgeschlossen. Der Bestimmungsschlüssel macht mit 158 Seiten den Hauptteil des Werks aus. Er untergliedert sich in einen Familienschlüssel erst für die Larven und dann für die Imagines und anschließend einen Artenschlüssel wiederum zunächst für die Larven und dann für die Imagines. Es folgt der Teil mit den Verbreitungskarten zu 112 Arten auf 56 Seiten. Neben den Literatur- und Abbildungsverzeichnissen und einem Index für die Arten findet sich im Anhang eine alle schweizerischen Arten umfassende Tabelle mit Angaben zu Zonierung, Phenologie, Höhenzonalen Verbreitung, Verbreitung in der Schweiz und weltweit. Text in Deutsch und Französisch. Das vorliegende Werk stellt die Neubearbeitung der „Insecta Helvetica 1: Plecoptera“ von Jacques Aubert (1959) dar, dem über viele Jahrzehnte unersetzlichen Bestimmungswerk für den westalpinen Raum (und darüber hinaus). Auch für die Bearbeitung der deutschen Steinfliegenfauna war Aubert (1959) neben Illies (1955) „Steinfliegen oder Plecoptera“ in der “Tierwelt Deutschlands” immer das wichtigste, oft, wegen seiner treffenderen Zeichnungen, auch das bevorzugte Werk. Daher ist es richtig, dass ein Großteil der aubertschen Zeichnungen in die Neubearbeitung wieder übernommen wurden. Seit 1959 ist der Kenntnisstand zu den schweizerischen Steinfliegen deutlich vorangeschritten. Die Steinfliegenfauna der Schweiz gehört heute wohl zu den am besten untersuchten in Europa. So sind zu den 1959 bekannten 91 Arten weitere 21 Arten für die Schweiz hinzugekommen, darunter auch eine Reihe von neu beschriebenen Arten, wie einige westalpine Endemiten. Zahlreiche Ergänzungen der Bestimmungszeichnungen waren daher notwendig, was teilweise wohl (z. B. bei der Gattung Leuctra) zu einer stilistisch uneinheitlichen Darstellung der Artmerkmale geführt hat. Für den auch nur etwas erfahrenen Bestimmer sollte dies jedoch kein Problem darstellen. Ein hoher Informationsgehalt findet sich auch in den Verbreitungskarten, die in der Summe den hohen und dichten faunistischen Kenntnisstand für die Schweiz aufzeigen und somit auch einen großen zoogeographischen und autökologischen Aussagewert für die einzelnen Arten besitzen. Die noch bei Aubert in textlicher Form gegebenen Kurzbeschreibungen zu den Arten sind in der Neubearbeitung in einer tabellarischen Darstellung zusammengefasst. Nach eigener Auffassung ist das Werk für die Bearbeitung der mitteleuropäischen Steinfliegenfauna die wohl wichtigste Neuerscheinung der letzten Jahre. Das der Text neben dem Französischen jetzt auch durchgängig in deutsche Sprache verfasst ist, ist dem deutschsprachigen Nutzer dabei eine erhebliche Erleichterung. Zwar ist der Gebrauch dieses schweizerischen Bestimmungswerks in Deutschland naturgemäß einigen Beschränkungen unterworfen (ungefähr 25 deutsche Arten sind hier nicht behandelt, darunter 16 rezent vorkommende), dennoch ist es auch dem hiesigen Bearbeiter aufgrund seiner zahlreichen Aktualisierungen von hohem Nutzen. Für die Bearbeitung des alpinen Raumes ist es unverzichtbar. Es tritt somit in die würdige Nachfolge von Aubert (1959). Weitere Infos / Bezugsmöglichkeiten: www.Lauterbornia.de ISBN: 978-2-88414-040-9 ISSN: 1422-6367
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