Wer anfängt sich mit Steinfliegen zu beschäftigen, wird normalerweise einige Zeit brauchen, bis er das Glück hat, Tiere der heute seltenen Gattung Taeniopteryx zu finden. Ist dies geglückt, stellt sich die Frage der Artzugehörigkeit. In der norddeutschen Tiefebene sollte die Bestimmung schnell und sicher zu T. nebulosa führen. In den Mittelgebirgen kommen hingegen vorrangig zwei andere Arten in Frage: T. schoenemundi und T. auberti. Hat man nur Imagines gefunden, kann sich die Bestimmung ohne Vergleichsmaterial - nur anhand der gängigen Literatur - durchaus problematisch entwickeln. So erging es zumindest mir, als ich 2003 an der Eder in Nordhessen Taeniopteryx fand: Zum Beispiel brachten mir die männlichen Genitalien keine sichere Unterscheidung zwischen auberti und schoenemundi. Und - war das nun ein Femoursporn am Hinterbein des Männches oder nicht; und warum nur auf einer Seite? Die Aufwölbung des Pronotumrandes bei Männchen und Weibchen empfand ich ohne Vergleichsmaterial als relativ. Nach den weiblichen Genitalien hätten es beide Arten sein können. Erst die einzige gefundene Exuvie war sicher als T. schoenemundi anzusprechen. Für das restliche Material brauchte ich weitere Literatur und besonders Vergleichsmaterial (mein Dank an Hedda Malicky, Linz [Österreich] und Thomas Schmidt, Kassel). Im ZFMK (Bonn) konnte ich feststellen, daß auch T. schoenemundi Männchen im Typusmaterial von der Bigge und Ahr teilweise kleine Femoursporen an den Hinterbeinen besitzen.

Hier also meine bisherigen Erfahrungen zur Unterscheidung von Taeniopteryx schoenemundi (MERTENS 1923) und Taeniopteryx auberti KIS & SOWA 1964:

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Die weibliche Genitalmerkmale zur Differenzierung von Taeniopteryx auberti und Taeniopteryx schoenemundi scheinen eher unsicher, da speziell bei schoenemundi sehr variabel

Taeniopteryx schoenemundi:

Starke Variabilität der weiblichen Genitalmerkmale besonders im Material von der Eder. (“Lamella mediana” hell sklerotisiert im Material aus Hessen, Oberösterreich und Frankreich; N=10)

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1. leg. + det. Enting (Eder, Hessen, 2003)

2. leg. + det. Enting (Eder, Hessen, 2003)

3. leg. + det. Enting (Eder, Hessen, 2003)

4. leg. + det. Enting (Loire, Frankreich, 2000)

Taeniopteryx auberti:

Weibliche Genitalmerkmale im vorliegenden Material relativ konstant (Auffälliger Unterschied zu schoenemundi ist die dunkel sklerotisierte “Lamella mediana”; N=6).

1. leg. + det. Th. Schmidt (Itter, Nordhessen, 1991)

2. leg. + det. Th. Schmidt (Itter, Nordhessen, 1991)

3. leg. M. Malicky, det. H. Malicky (Oberösterreich)

4. leg. M. Malicky, det. H. Malicky (Oberösterreich)

Das in der Literatur beschriebene Merkmal des höher aufgeschwungenen Pronotumvorder- und hinterrandes bei den Weibchen von T. auberti äußert sich vor allem in einer ausgezogenen Spitze, die T. schoenemundi fehlt (Pfeil).

Taeniopteryx schoenemundi:

Weibchen: Pronotum von hinten fotographiert. Zu erkennen ist der gleichmäßig gerundete Vorderrand (vergleiche auch T. schoenemundi im Photoalbum).

leg. + det. Enting (Eder 2003)

Taeniopteryx auberti:

Weibchen: Pronotum von hinten fotographiert. Zu erkennen ist die ausgezogene Spitze des Vorderrandes (und auch des Hinterrandes).

leg. M. Malicky, det. H. Malicky (Oberösterreich)

Bei intermediär ausgebildeten, beidseitigen Femour-Spornen fällt die Bestimmung der männlichen Imagines schwer, da Pronotummerkmale weniger deutlich als bei den Weibchen und Genitalstrukturen insgesamt sehr ähnlich (zudem variabel in Abhängigkeit vom hydrostatischen Zustand).

Taeniopteryx schoenemundi:

Männchen: Schwach ausgebildeter Femour-Sporn am Hinterbein, ein- oder beidseitig oder ganz fehlend. Wird in der Artbeschreibung bei Mertens 1923 nicht erwähnt, ist aber am Typusmaterial in der Schoenemund-Sammlung des ZFMK-Bonn festzustellen.

leg. + det. Enting (Eder 2003)

Taeniopteryx auberti:

Männchen: Femour-Sporn deutlich; kann aber auch schwächer ausgebildet sein (fehlt der sehr ähnlichen T. hubaulti).

leg. M. Malicky, det. H. Malicky (Oberösterreich)

Im Gegensatz zu anderen Steinfliegen sind die Arten der Gattung Taeniopteryx am sichersten als Larve oder Exuvie zu bestimmen:

Taeniopteryx schoenemundi Exuvie (Eder bei Niedermöllrich 2003).

Merkmale: “Zacken” gleichmäßig lang, 1.-9. Abdominalsegment. Thorakalzacken fehlen.

Verbreitung: Mittelgebirgsflüsse

Taeniopteryx auberti     Exuvie (Itter, Nordhessen, 1991, leg + det. Th. Schmidt).

Merkmale: Zacken an Thorax und Abdomen. Abdominalzacken steil aufragend, vom 1.-9. Segment. (ähnlich T. hubaulti, Alpenraum)

Verbreitung: große Bergbäche

Taeniopteryx nebulosa Exuvie (Illmenau bei Bad Bevensen, 2003).

Merkmale: Zacken an den Abdominalsegmenten 1-7, vergleichsweise kurz, nach caudal kleiner werdend.

Verbreitung: Tiefland

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